Für mein erstes, selbstkonstruiertes Nähprojekt – die Wickelbluse – habe ich nach der Schnittkonstruktion zuerst zwei Probeteile aus Nessel genäht. Das erste Probeteil hat meinen Vorstellungen gar nicht entsprochen. Beim zweiten Probeteil musste ich nur noch wenige Änderungen vornehmen. Ich kann euch nur raten, bevor ihr einen Schnitt aus einem schönen Stoff zuschneidet, probiert ihn vorher mit einem vergleichbaren Stoff aus. Für mich hat sich die Arbeit mit den Probeteilen sehr gelohnt, denn daraus konnte ich schon so viel lernen, was ich nicht nur für die Wickelbluse, sondern auch für viele weitere Schnitte im Hinterkopf behalten kann.
Hier zeige ich euch die wichtigsten Schritte um den Schnitt für eine Wickelbluse aufzustellen. Als Grundlage nehmt ihr euren Grundschnitt tailliertes Oberteil zur Hand und passt ihn mit den folgenden Hinweisen an. Wenn ihr keinen Grundschnitt habt, könnt ihr die Schritte auch mit einem passenden fertigen Schnitt z.B. einem Basic Oberteilschnitt für Webware ausprobieren.
Die einzelnen Arbeitsschritte stelle ich euch schematisch dar, das heißt, ihr könnt sie natürlich auch für jede andere Idee, die ihr im Kopf habt anwenden. Die Angaben in cm beziehen sich jeweils auf die Hälfte der Schnitteile, das heißt die Hälfte von Vorderteil, Rückteil,… da ich immer nur die Hälfte des Schnitts zeichne und die andere Hälfte sich daraus spiegeln lässt.
- Parallelerweiterung
Um dem Grundschnitt mehr Weite zu geben, teilt ihr das Vorderteil und das Rückteil senkrecht in der Mitte von oben nach unten, zieht die zwei Teile parallel auseinander und fügt so viel Weite wie gewünscht ein. Ich habe 1 cm eingefügt.
- Kürzen und Saum formen
Kürzt das Vorderteil und das Rückteil auf eure gewünschte Länge. Den Saum formt ihr zur Seite hin etwas runder. Achtet dabei drauf, dass zwischen Saum und Seitennaht ein rechter Winkel ist. Ich habe meinen Grundschnitt auf die Seitenlänge von 32 cm gebracht.
- Ausschnitt mit Überlappung
Die Wickelbluse überlappt sich im Vorderteil. Den Halsausschnitt habe ich zuerst an der Schulter um 1 cm erweitert. Die Überlappung am Saum beträgt bei mir 18 cm. Beide Punkte verbindet ihr miteinander und bekommt so die Wickeloptik.
- Ausschnitt kneifen
Damit der Ausschnitt nicht absteht, habe ich dort im Vorderteil gekniffen. Das funktioniert so, dass ihr euch eine Linie vom Ausschnitt in das Armloch zieht. Eine zweite Linie kommt darunter, sie ist im Ausschnitt bei mir um 1 cm unter der ersten Linie. Im Armausschnitt endet sie auf dem gleichen Punkt wie die erste Linie. Nun kopiert ihr den oberen Teil des Oberteils bis zur ersten Linie auf Transparentpapier aus. Dieses Teilchen klebt ihr nun auf die zweite Linien, mit Drehpunkt auf dem Punkt im Armausschnitt. Das Papierteilchen überdeckt die obere Linie, nimmt so Stoff am Ausschnitt weg und lässt die Schulterpapier etwas gerader werden.
- Armausschnitt vertiefen
Für eine lockerere Passform habe ich den Armausschnitt im Vorder- und Rückteil um 2 cm vertieft und den Armausschnitt neu ausgezeichnet. Wenn ihr den Armausschnitt verändert, denkt auch daran den Ärmel entsprechend anzupassen.
- Vorderteil: Brustabnäher in Passe legen
Den Brustabnäher habe ich im Vorderteil in eine Passe gelegt. Das Vorderteil wird dann an dieser Teilungsnaht gekräuselt. Dazu zeichnet ihr zuerst die Passennaht ein und zieht von dort aus eine Linie nach unten zur Spitze des Brustabnähers. Die so entstehende kleine Fläche kopiert ihr auf Transparentpapier aus und legt damit den Brustabnäher zu. Drehpunkt ist hier die Spitze des Brustabnähers. Durch das Zulegen entsteht der Abnähe r in der Passennaht. Um diesen Stoff, der zu viel ist, wegzumogeln, habe ich am Körperteil, vor dem Annähen der Passe, gekräuselt.
Der Taillenabnäher bleibt erhalten oder kann ein wenig verschmälert und gekürzt werden.
- Rückteil: Schulterabnäher in Passe legen
Auch im Rückteil könnt ihr den Schulterabnäher in eine Passe legen. Hier muss aber nichts gekräuselt werden. Zeichnet dazu zuerst wieder die Passennaht ein und verlängert den Schulterabnäher auf diese Linie. Die so entstehende Fläche kopiert ihr aus und legt den Abnäher mit Drehpunkt an der Spitze zu. Ich habe eine Passe mit gerader Naht gewählt, deshalb habe ich den Abnäher unterhalb der Naht in das Körperteil gelegt.
Der Taillenabnäher bleibt erhalten oder kann ein wenig verschmälert und gekürzt werden.
- Belege
Für eine schöne, saubere Verarbeitung habe ich Belege verwendet. Abgebildet seht ihr den Beleg am Rückenausschnitt. Außerdem habe ich die vorderen, schrägen Ausschnittkanten mit einem Beleg verarbeitet und auch die Saumkanten. Insgesamt hatte ich also vier Belegteile (Vorderer Ausschnitt, hinterer Ausschnitt, vorderer Saum, hinterer Saum), die ich aneinandergenäht und mit dem Körperteil verstürzt habe.
- Ärmel
Meinen Grundschnitt Ärmel habe ich entsprechend der Vertiefungen am Armloch angepasst und als kurzen Ärmel gekürzt.
- Stehkragen
Für meine Wickelbluse habe ich außerdem noch einen kleinen Stehkragen mit 2 cm konstruiert. Er hat die Länge der Strecke von der vorderen Passennaht bis zur anderen vorderen Passennaht.
- Bindeband
Um die Wickelbluse zu schließen habe ich vier Mal ein abgerundetes Stück Stoff zugeschnitten mit ca. 35 cm Länge und 5 cm Breite, die ich dann für zwei Bindebänder miteinander verstürzt habe. Das eine Band ist in die Seitennaht, das andere an der Ausschnittkante miteingenäht.
Meine fertigen Papierschnittteile der Wickelbluse könnt ihr euch in den Instagram Stories bzw. im Highlight „Wickelbluse“ anschauen. Alle Details zeige ich euch im Beitrag zur fertigen Wickelbluse!
Wenn ihr noch Fragen zur Schnittkonstruktion der Wickelbluse habt, lasst gerne einen Kommentar da!